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Persiens zur Rosenblütezeit – ein Reisebericht

Persien und Rosen – Wörter, die Bilder im Kopf malen, märchenhafte Bilder aus 1001 Nacht. Rosenfelder, prächtige Gärten, vielfältige Naturlandschaften, beeindruckende Kulturdenkmäler.
Als Rosenliebhaberin muss man zumindest einmal ins Ursprungsland der Rosenöl-Gewinnung. Ich habe immer noch den Duft der Damaszenerrosen vom bulgarischen Tal der Rosen in Erinnerung. Auf nach Persien, nach Schiraz, in die Stadt der Nachtigallen und der Rosen!

Persien-Highlights, Persien und Rosen
Oben: Arg-e Karim Khan Zitadelle, der schiefe Turm von Schiraz, und die Jame Abassi Moschee in Isfahan;
unten: Persepolis und die Si-o-se Pol Brücke mit Schneewittchen-Rose

Seit Jahrtausenden ist die Rose Bestandteil der persischen Kultur. Rösenöl- und Rosenwasser-Gewinnung haben hier ihren Ursprung. Rosen begegnet man im Iran auf Schritt und Tritt – nicht nur auf den Rosenfeldern, sondern auch ornamental. Auf tausenden Kacheln, Wandmalereien, in Moscheen, auf Keramiken, Tüchern und Teppichen. Rosenwasser ist Bestandteil vieler persischer Süßspeisen, wird Erfrischungsgetränken beigemengt oder findet in medizinischen wie kosmetischen Produkten Verwendung.

Persien-Rosen-Highlights, Persien und Rosen
Oben: Rosenfelder nahe Kaschan, Nische in der Rosenmoschee von Shiraz;
unten: Kacheln mit Rosen, frische und getrocknete Blüten der Rose „Mohammadi

Anfang bis Mitte Mai war ich zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf den Spuren des alten Perserreichs unterwegs. Frauen müssen im Iran in der Öffentlichkeit langärmelige, bis zur Oberschenkelmitte reichende Oberteile und ein Kopftuch tragen. Daran führt kein Weg vorbei. Anfänglich mehr als gewöhnungsbedürftig, besonders bei Temperaturen über 30 Grad – bis wir den Formenreichtum der angebotenen Tücher und Schals entdeckten und mittels Haarklammern das Fixieren heraus hatten. Ab da fragten wir uns morgens nicht: „Was ziehe ich heute an?“, sondern „Welches Tuch trage ich heute?“

Botanisch Interessierte Reisegruppe
Unsere botanisch interessierte Gruppe aus Österreich, Deutschland und der Schweiz

Begleitet wurden wir von der steirischen Gartenexpertin Angelika Ertl-Marko (Oliva-Reisen). Die Kulturschätze seines Landes zeigte uns Amir Nazari.

Angelika Ertl & Amir Nazari
Links: Angelika Ertl im Kaiserkronen-Glück; rechts: unser hervorragender Reiseleiter Amir Nazari mit enormem kunsthistorischen Wissen und rhetorischem Talent in Bezug auf die Botanik

Teheran: selbstbewusst, laut & umgeben vom schneebedeckten Elburs-Gebirge

Die Reise beginnt im farbenfrohen Teheran. Nach einem historischen Überblick über die älteste Zivilisation zwischen Orient und Okzident im Nationalmuseum besichtigen wir den Golestan-Palast mit angrenzendem Park. Rosen auf Fliesenmosaiken, an den Palastwänden, Rosen im Garten und im Museum, auf Rosenporzellan und Gebrauchsgegenständen.
Vom ersten Tag an begleiten uns in Persien zwei Rosen. Der weißen Strauchrose Schneewittchen und der orange-roten Beetrose „Krambambuli“ (deren Züchternamen ich leider noch nicht herausgefunden habe) begegnen wir in allen Städten.

Golestan-Palast, Teheran, Rosen-Utensilien Museum
Der Golestan-Palast in Teheran, Regierungspalast der Kadscharen, mit Spiegelsälen und kunstvollen Rosenkacheln
Schneewittchen-Rose und Yucca-Palmlilien, Persien und Rosen
Die weiße Schneewittchen-Rose und Yuccas mit meterhohen Blütentrieben
Rose Krambambuli, Persien und Rosen
Die Rose „Krambambuli“ mit leuchtend rot-orange-gelben Farben und offenen Staubgefäßen

Den für nächsten Tag geplanten Rosendorf-Besuch verschieben wir wegen des Ramadan-Beginns, da zu den Feiertagen halb Teheran in Qamsar Erholung sucht. Wir widmen uns dem modernen Iran und bestaunen den Azadi-Tower, das Wahrzeichen Teherans, und den Borj-e Milad, den Fernsehturm mit herrlicher Aussicht auf die Millionenstadt.

Azadi Tower und Milad Tower
Links Azadi Tower, rechts oben Milad-Tower, unten Kaufmannshaus Tabatabai

Am Weg nach Kaschan besichtigen wir ein traditionelles Kaufmannshaus, das der Familie Tabatabai, und wandeln mit zahlreichen Iranern durch den Bagh-e Fin, die vielleicht älteste Gartenanlage der Welt. Mit einem Schutzwall und vier runden Türmen umgeben ist er mit zahlreichen wasserführenden Elementen und Wasserbecken sehr formal angelegt. Sonne, Schatten, Wasser und Gebäude („Kiosk“) sorgen für Erholung und Entspannung. Wir tauchen unsere müden Füsse zusammen mit einer Gruppe persischer Frauen, die mit uns plaudern und uns nach Hause einladen, ins kühlende Wasser.

Bagh-e Fin Garten
Links oben die Berge um Kashan; unten und rechts der Bagh-e Fin Garten

Rosendorf Qamsar: Rosenfelder und Rosenwasserproduktion

Auf nach Kaschan, ins Rosendorf Qamsar! Entlang der Strecke unzählige Damaszenerrosenfelder. Eingebettet zwischen schneebedeckten Bergen und wüstenartigen Landstrichen wächst hier die Mohammadi-Rose, eine leuchtend rosafarbene, kleinblütige, stark duftende Ölrose. Der Rosenanbau in Persien erfolgt nicht in Monokulturen. Tausende Familien leben hier einzig vom Rosenanbau, genauer gesagt von der Herstellung von Rosenwasser. In Qamsar praktisch der ganze Ort. Die Kleinstadt ist zum Touristenmagnet geworden.

Rosenfelder nahe Qamsar, Persien und Rosen
Rosenfelder nahe Qamsar

Ein Rosenbauer im alten Viertel von Qamsar erklärt uns enthusiastisch die traditionelle Gewinnung von Rosenwasser und Rosenöl. Er hat ein kleines Rosenwasser-Museum inmitten seines recht archaischen Betriebs eingerichtet. Stolz erzählt er uns – und zeigt uns ein Dokument –, dass im Vorjahr die Kaaba von Mekka mit Rosenwasser aus seinem Betrieb rituell gereinigt wurde.
Sehr interessant auch die folgende Geschichte: Im Ort werden Kleinkinder vorbeugend gegen Allergien und Hautbeschwerden für 15 Minuten in Wannen mit Rosenblüten gelegt. Eine Art „Impfung“.
Der umtriebige Rosenbauer war auch schon bei der UNESCO. Das Rosendorf Qamsar ist bemüht, als Kulturerbe anerkannt zu werden.

Rosendorf Qamsar

Persien und Rosen

Weil laut Aussage unseres Rosenbauern zerriebene Rosenblüten im Joghurt gegen Alzheimer vorbeugen, decken wir uns nicht nur mit Rosenwasser, sondern auch mit getrockneten Rosenblüten ein. Ein echtes Verkaufsgenie, der Herr! – Wird doch mittlerweile auch im Iran der Großteil des Rosenwassers in großen Fabriken gewonnen.
In der islamischen Welt ersetzt Rosenwasser sozusagen die alkoholischen Kochzutaten. Statt Wein wird der Sauce Rosenwasser beigemengt, ebenso dem Champagner, Eis, Milchreis, Keksen u.a. Süßspeisen. Im Schwarztee, zu dem ein Stück Würfelzucker gereicht wird, ist ebenso ein kräftiger Schuss Rosenwasser.
Das Rosenhydrolat, welches als Nebenprodukt bei der Rosenöl-Gewinnung anfällt, wird großteils zur Herstellung von Parfums und Kosmetikprodukten verwendet.

Rosenwasserproduktion Persien
Unser Rosenwasser- und Rosenöl-Produzent aus Qamsar mit Familie

Wir reisen weiter Richtung Yazd durch abgelegene Wüstenlandstriche und sehen zum ersten Mal die Wüste „blühen“. Wermut, wilder Mohn, Wildtulpen und Wüstensalbei.

Die Wüste in Persien blüht

Yazd: Wüstenstadt mit Lehmhäusern und Windtürmen

In der recht ruhigen Wüstenstadt Yazd suchen wir in den engen, labyrinthischen Gässchen zwischen den Lehmhäusern Schutz vor der Hitze. Und lernen die Bedeutung von Windtürmen, die kühle Luft in die Keller leiten, kennen.
Wir besichtigen den Feuertempel und erklimmen bei enormer Hitze die Türme des Schweigens, einen Ort der Totenbestattung – die Verstorbenen wurden den Geiern überlassen.

Türme des Schweigens
Links die Schweigetürme, oben ein Windturm und unten der zoroastrische Feuertempel

Nach der vielen Wüstenhitze haben wir uns eine persische Siesta verdient. Idyllische Restaurants mit gemütlichen, schattigen Innenhöfen, plappernden Papageien und Wasserbecken in der Mitte. Gegessen wird traditionell auf dem Boden oder im Schneidersitz auf einer niedrigen, mit Teppichen belegten Holzbank. Wir probieren eine Melonen-Shisha, dazu werden Tee, frische Datteln und Kichererbsen-Gebäck mit Kardamom gereicht.

Wasserpfeife Persien
Wasserpfeifen-Siesta

Nächstes Ziel ist die imposante Freitagsmoschee mit den höchsten Minaretten im Iran. Die mit tausenden blauen Fliesenmosaiken dekorierte Fassade zieht uns magisch an.
Danach spazieren wir durch den Dowlat-Abad-Garten. Bei Temperaturen über 30 Grad begreifen wir die Notwendigkeit von Gärten in Wüstenstädten – trotz des hohen Wasserverbrauchs. Der Park ist voller Granatapfel- und Maulbeerbäume. Und Wein – obwohl die Iraner keinen Alkohol trinken. Ach ja, Rosinen 😉

Freitagsmoschee von Yazd
Freitagsmoschee von Yazd; das Blau-Türkis zieht sich auch in den Innenräumen weiter; Ton in Ton auch die Kopftücher
Granatapfelbäumen im Dowlat-Abad-Garten
Blüten und Früchte von den Granatapfelbäumen im Dowlat-Abad-Garten
Dowlat-Abad-Garten, Persien und Rosen

Am Weg nach Shiraz besichtigen wir in Abarqu eine über 4000-jährige Zypresse – die älteste Zypresse der Welt. Rundherum ist ein Rosengarten angelegt, großteils Edelrosen, aber auch einige historische.

4000-jährige Zypresse, Persien und Rosen
Über 4000-jährige Zypresse in Abarqu

Persepolis: die Hauptstadt des antiken Perserreichs

Am Weg nach Persepolis bestaunen wir die Gräber der Achämeniden Könige, die in eine Bergwand gehauen sind. Danach stehen die imposanten Überreste von Persepolis am Programm.

Persepolis
Links oben: Naqsch-e Rostam, rechts und unten die Überreste von Persepolis

Shiraz: die Stadt der Rosen, Nachtigallen und der Dichter

Die Iraner verehren ihren Nationaldichter Hafis. Verliebte und Frischverheiratete reisen nach Shiraz zur letzen Ruhestätte des persischen Schutzpatrons der Liebenden. Auch wir statten dem Mausoleum von Hafis in Shiraz einen Besuch ab. Den aufdringlichen Orakel-Sprüche-Verkäufern kann ich eher wenig abgewinnen.
Im botanischen Garten Bāgh-e Eram laufe ich angesichts der Größe des Gartens und der Vielfalt an Rosen stundenlang in der prallen Hitze herum, während mein Mann den Kräutergarten bewundert und auf einem Schattenbankerl geduldig wartet, bis ich sämtliche Rosen bestaunt habe.

Eram-Garten in Shiraz, Persien und Rosen
Der Eram-Garten in Shiraz, der älteste und berühmteste unter den historischen botanischen Gärten;
rechts unten: Grab des Hafis

Die Rosenmoschee in Shiraz

Mein absolutes kulturelles Highlight der Reise: die Rosenmoschee in Shiraz. Von außen eher unscheinbar, könnte man fast an der kleinen Holztür mit zwei Mauerbänken vorbeigehen. Nach innen öffnet sich ein schöner Hof mit Wasserbecken. Die Gebetshalle ist mit Teppichen ausgelegt, die Schuhe müssen ausgezogen werden. Wir haben den Zeitpunkt perfekt gewählt, die Moschee ist menschenleer. Beim Betreten halte ich kurz die Luft an. Den Tränen nahe, stumm vor Demut, schreite ich durch den Raum. Abertausende Rosendarstellungen vom Boden bis zu den Deckengewölben. Ich bin überwältigt!
Die außergewöhnlichen Lichtspiele, welche die Morgensonne durch die bunten Fenstergläser auf die Gebetsteppiche wirft, können wir gerade noch erahnen. Nach unzähligen Fotos setzen wir uns auf den Boden und lassen den märchenhaften Raum auf uns wirken. So etwas Kunstvolles habe ich noch nie gesehen!

Rosenmoschee in Shiraz
Rosenmoschee in Shiraz
Rosenmoschee in Shiraz
Rosenmoschee in Shiraz
Nasir al mulk Moschee – die Rosenmoschee von Shiraz

Abends schlendern wir durch den Basar von Shiraz und tauchen unsere Nasen tief in die zahlreichen Gewürzstände.

Bazar Shiraz

Das Zagros-Gebirge und die Kaiserkronen

Über das Zagros-Gebirge geht es am nächsten Tag weiter nach Yasudsch. Entlang der steinigen Straßen treiben die Ghasga’i Nomaden Schaf- und Ziegenherden – oder transportieren sie im Lastwagen über die Pässe. In regelmäßigen Abständen sehen wir ihre Lagerplätze.
Die Fahrt über den 3300 m hohen Pass mit atemberaubender Landschaft wird plötzlich zum botanischen Highlight der Reise.

Kaiserkronen im Zagros-Gebirge
Kaiserkronen im Zagros-Gebirge

Wir stoßen auf riesige Bestände von Kaiserkronen (Fritillaria imperialis). Bergziegen gleich klettern wir die steinigen Hänge hinauf und können uns kaum satt sehen an den stramm stehenden, orangeroten Blüten. „Verkehrte Tulpen“ nennt Amir sie und freut sich ebenso über die riesige Population. Vor Begeisterung übersehen wir beinahe die kleineren Blüten in der Umgebung. Blaue Traubenhyazinthen, Schachbrettblumen und Quirlsalbei.
Wir strahlen vor Glück, haben wir doch exakt den richtigen Zeitpunkt erwischt. Die Blütezeit der Zwiebelpflanzen ist recht kurz. Danach ziehen sie wieder für ein Jahr vollständig in die Erde ein.

Kaiserkronen im Zagros-Gebirge
Kaiserkronen

Nach einem Picknick im Grünen – die absolute Lieblingsform des Essens im Iran – finden wir auf der Weiterfahrt noch zahlreiche Blüten, die wir in kultivierter Form von Zuhause kennen: rosa Polsterkraut, dunkelviolette und bordeauxfarbene Wildgladiolen, Zierlauch, Wildthymian …
Und da – STOPP! – die nächste Sensation: ein riesiges Arial mit purpurfarben blühenden Aronstab-Gewächsen. Die leuchtenden Blütenstände des Arum stehen wie violette Fähnchen in der ausgedörrten Landschaft.

Picknick unter Apfelblüten & Aronstab
Oben: Picknick unter Apfelblüten; unten: Wildgladiolen, Quirlsalbei; rechts: Aronstab (Arum orientale var. elongatum)

Isfahan: die Perle Persiens

Über Steinwüsten mit faszinierenden Felsformationen und weitläufigen Steineichen-Gebieten erreichen wir Isfahan, eine der schönsten Städte der Welt. Spätabends führt uns Amir zum riesigen Palastareal von Naqsch-e Dschahan, dem zweitgrößten Platz der Welt nach dem Tian’anmen-Platz in China.
Ein Bild aus 1001 Nacht! Ein Bild, das sich einbrennt. Vom schwarzen Nachthimmel heben sich die bunt beleuchteten, zwecks Symetrie doppelstöckigen Iwane – oben spitz zulaufende Torbögen – ab. In der Mitte ein großer Springbrunnen, an den vier Seiten imposante Gebäude. Zwei Moscheen, der Ali Qāpu Palast und ein großer Eingangs-Iwan. Der Platz wimmelt von essenden Leuten auf Picknickdecken. Fastenbrechen nach Einbruch der Dunkelheit.

Isfahan bei Nacht
Isfahan bei Nacht

Am nächsten Morgen erfassen wir erst die immense Größe des Platzes. Moscheen und Palast sind mit türkis-blau-gelben Kacheln überreichlich dekoriert. Besonders die Scheich-Lotfollāh-Moschee mit ihrer hellen Kuppel, deren Farbe sich je nach Lichteinfall verändert, trägt aufwendig verzierte Fliesen. Für die Besichtigung der Gebäude bedarf es eines ganzen Tages. Der Blick von der Holzterrasse des Ali Qāpu Palastes auf den Imam-Platz mit Brunnen ist atemberaubend. Besonders imposant auch das, nur über hohe Stufen erreichbare, Musikzimmer, eine Gipskonstruktion mit tiefen Stucknischen.

Naqsch-e Dschahan
Palastareal von Naqsch-e Dschahan
Ali Qāpu Palast
Ali Qāpu Palast; links unten: Musikzimmer; rechts oben: Holzterrasse
Sugarandrose im Ali Qāpu Palast
Nicht ohne passendes Tuch – eines von vielen neu erworbenen – und natürlich nicht ohne meinen Mann!

Abends trennt sich die Gruppe. Die einen besuchen ein traditionelles Teehaus, während ich zusammen mit den Kochbegeisterten einen Crashkurs in Persisch-Kochen bei Maryam mache. Wir lernen die spezielle Gewürzmischung Haft Advieh kennen und auch, wie man Safran richtig zubereitet. Mehr dazu im Blogpost „Safranreispudding mit Rosenwasser und Berberitzen“.

Maryam Persian Cooking Class,
Maryam Persian Cooking Class, Isfahan

Tags darauf brauchen wir angesichts der kalorienreichen persischen Gerichte, die wir gekocht und verzehrt haben, dringend Bewegung. Wir besichtigen die historische Freitagsmoschee von Isfahan mit einer Kuppel aus dem 11. Jahrhundert, die ausnahmsweise mal nicht gekachelt, sondern durch versetzte Ziegel höchst kreativ gestaltet ist.

Jame-Moschee (Freitagsmoschee)
Jame-Moschee (Freitagsmoschee)

Nach einem Besuch im armenischen Viertel Dschulfa und der Besichtigung der 33-Bogen-Brücke, speisen wir in einer wunderschönen, palastartigen Hotelanlage mit prächtigem Rosengarten.

Armenisches Viertel und 33-Bogen-Brücke
Links oben: Vank-Kathedrale im armenischen Viertel in Isfahan, rechts oben: Abbasi Hotel; unten Mitte: traditionelles persisches Essen mit Graupensuppe und hauchdünnem Fladenbrot, Pflaumen in Granatapfelsauce, Berberitzen-Safranreis und Mirza Ghasemi (Auberginen) und Gemüse
Si-o-se-Pol
Si-o-se-Pol (33-Bogen-Brücke) über den Zayandeh Rud, Isfahan
Kopftuchparade vor der 33-Bogen-Brücke
Kopftuchparade vor der 33-Bogen-Brücke: „Zeigt her eure Tücher!“

Am Ende des Tages drehen wir noch eine Runde durch den Basar von Isfahan. Teile des Basars wurden bereits im 8. Jhdt. errichtet. Er ist so riesig, dass eine „Umrundung“ Stunden dauern kann. Nicht so labyrinthisch wie in anderen Städten Persiens, eher touristisch. Teppichhändler bieten uns freundlich und nicht aufdringlich in ihre Geschäfte, wollen uns ihre speziellen Knüpftechniken erklären. Wir gehen weiter und decken uns mit allerlei Mitbringsel ein. Kekse, Tücher, Keramik, Gewürze, Berberitzen und Safran.

Basar-e-Bosorg
Basar-e-Bosorg, der große Basar von Isfahan

Vor der Rückreise nach Teheran besuchen wir noch den Bagh-e-Golha, einen traumhaft schönen Blumen- und Staudengarten in Isfahan. Angesichts der Rosen- und Blütenfülle und einem Teich mit Wasserfall vergisst man beinahe, dass man in einer Wüstenstadt zu Gast ist. Natürlich blühen hier auch zahlreichen Rosen.

Bagh-e-Golha
Bagh-e-Golha
Bagh-e-Golha, Kräutergarten
Fachkundige Führung von Angelika Ertl durch den Kräutergarten von Bagh-e-Golha

Ein letztes Mal erfreuen wir uns an den unzähligen Schneewittchen-Rosen und meterhohen weißen Blütenkerzen der Yucca Palmen entlang der Straßen.

Schneewittchenrose, Persien & Rosen
Schneewittchen-Rose und Yucca

Über Teheran geht es nach zwei Wochen retour nach Österreich. Es bleibt die Erinnerung an ein märchenhaft schönes Land mit überaus netten Menschen. Ich hoffe für die iranische Bevölkerung auf eine Deeskalation der gegenwärtige Krise und darauf, dass sie in ihrem an Natur- und Kulturschätzen reichen Land in Frieden leben können.

Eine Reise zu den Rosen – Bulgarien

Im Tal der Rosen, etwa 200 km von der Hauptstadt Sofia entfernt, werden seit hunderten Jahren Damascena- und Centifolia-Rosen angebaut. Aus der Sorte „Kazanlak“, auch „Bulgarische Ölrose“ genannt, wird Rosenöl, eines der teuersten ätherischen Öle der Welt, gewonnen. So wertvoll, dass angeblich einige Tonnen Rosenöl in der bulgarischen Nationalbank eingelagert sind.
Im Juni wird die Rosenblüte mit Festen und viel Folklore gefeiert. Ich habe mich mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter mitten in die kilometerlangen Rosenfelder Bulgariens begeben, um Rosen zu pflücken und bei der Rosenölproduktion zuzusehen.

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Damaszenerosenfeld-Duo

Rosenpflücken im Tal der Rosen

Frühmorgens mit den Rosenpflückerinnen von Kazanlak den betörenden Rosenduft einatmen – so unser Vorhaben. Bis wir allerdings am Feld ankommen, sind die Pflückerinnen nahezu fertig. Für sie heißt früh 4:00 Uhr, denn bei steigender Temperatur verringert sich der Gehalt an ätherischem Öl in der Rosenblüte.
Der Familienbetrieb „Ethnographic Complex Damascena“ empfängt uns mit einer Folklore-Gruppe, die uns traditionell Hefebrot, Rosensalz und Rosenhonig reicht. Voll entzückt laufen wir vorerst mit unseren Kameras auf dem Rosenfeld umher. Unsere Körbe sind angesichts der Blütenfülle aber schnell gefüllt.

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Rosenkörbchen

Rosenölgewinnung

In einer privaten Rosendestillerie dürfen wir dem ganzen Prozess der Rosenölproduktion beiwohnen. Zunächst werden sackweise Blüten mit vierfacher Wassermenge in große Kessel gefüllt. Nach rund zwanzig Minuten Aufheizen steigt der Dampf auf und bindet die duftenden Inhaltsstoffe. In einer Kühlanlage kondensiert er zu einer milchig-weißen Flüssigkeit und setzt sich am Boden ab. Das erste Destillat wird abgeschöpft („grünes Öl“) und es folgen zwei bis drei weitere Destillierdurchgänge. Der Prozess dauert etwa zwei Stunden. Das Öl wird im Anschluss dekantiert und filtriert. Das übrig bleibende Rosenwasser wird für Kosmetika aufbereitet.
Für 1 kg Rosenöl werden 3,5 bis 5 Tonnen Rosenblüten verarbeitet, das entspricht der Ernte von etwa 1 Hektar. Die mühselige Produktion erklärt den enormen Preis von echtem Rosenöl.

Rosenöl-Destillerei
Damaszenerosenblüten-Duo.jpg
Rosenmarmelade

Im Bio-Betrieb „Avis“, durch den uns der private Gründer führt, werden neben Gemüse und Rosenöl auch Rosenmarmelade und Rosengelee produziert. Auch hier ist Rosenwasser nur ein Abfallprodukt, aber ich bekomme reines Hydrolat für meine Rosenküche zu kaufen. Aus 1 kg Rosenpetalen wird hier etwa 1 Liter Rosenwasser produziert.
Für die Marmelade- und Geleeproduktion werden die Fruchtknoten der Rosen entfernt und nur die Petalen verwendet (der Abfall beträgt etwa ein Drittel). Zum Trennen der eingeweichten Rosenblüten vom Rosenwasser hat der Besitzer eine Waschmaschinentrommel umgebaut. Sehr kreativ!

Rosenzucht

Im Zuge der Reise haben wir im Tal der Rosen auch eine biologische Rosengärtnerei und Rosenbaumschule besucht. Die Familie Dimovi produziert nahe der Stadt Pavlikeni Rosensetzlinge und ist auf dekorative Rosen spezialisiert.
Aus den Samen der Hagebutten von Rosa canina, multiflora und laxa (Foto links oben) werden Unterlagsrosen gezogen (zweites Foto links oben). Teilweise werden die Setzlinge für Halbstämme (Foto rechts oben) an Stangen hochgezogen, bevor sie veredelt werden (unten). Die okulierten Pflanzen werden aufs Feld oder in Folientunnel (für Schnittrosen) ausgepflanzt.

Rosenzucht
Rosenfeld2
Rosenfeld.jpg
Rosenproduktion-Tunnel.jpg

Rosenfestival in Kazanlak

Am ersten Juni-Wochenende findet in Kazanlak das Rosenfestival mit Umzug statt: eine Parade historisch gekleideter bzw. mit (Kunst-)Rosen geschmückter Gruppen und Vereine. Am Vorabend wird – begleitet von einem großartigen Feuerwerk – am Hauptplatz die Rosenkönigin gekürt. Kazanlak ist an diesem Wochenende voller Touristen, vor allem Japaner und Asiaten. An den zahlreichen Verkaufsständen gibt es allerlei Kitsch, Plastikrosen, Blumenkränze, Rosenkosmetik und auch Rosenhandarbeiten. Erstaunlicherweise kaum Essensstände. Für den rund zwei Stunden dauernden Festumzug gibt es Tickets für Sitzplätze (ca. 10 €).

Rosenumzug-Rosenkoenigin
Rosenfestival-Umzug
Rosenfest-Markt

Rosen-Reise nach Bulgarien

Optimale Reisezeit, um die blühenden Rosenfelder zu sehen, ist Anfang Mai bis Anfang Juni. Die Reise zu den Rosen Bulgariens wird von Oliva Reisen angeboten und vom Gartenexperten Roman Malli begleitet.

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Weißer-Fluss-Rosen.jpg

Reiseverlauf: 1. Tag: Flug nach Sofia mit Stadtführung; 2. Tag: Besichtigung des Troyan-Klosters und Besuch einer Rosenbaumschule; 3. Tag: Veliko Tarnova und Arbanassi mit einer steinernen Kirche und Wandmalereien; 4. Tag: Rosenernte und Rosenöldestillerie nahe Kazanlak; 5. Tag: Wanderung am Weißen Fluss mit Picknick und Fahrt entlang ausgedehnter Rosenfelder; 6. Tag: Besichtigung eines biologischen Rosenbetriebs mit Verarbeitung von Rosenmarmelade, Rosenschnaps & Rosenwasser; Rosenfestival in Kazanlak; Rundgang in Plovdiv mit 8000-jähriger Geschichte; 7. Tag: Unesco-Weltkulturerbe Kloster Rila; 8. Tag: Botanischer Garten und Rosarium in Sofia, abends Heimflug.

Es gibt aber nicht nur Rosen in Bulgarien, sondern auch großartige Kulturdenkmäler zu besichtigen. Beeindruckende Beispiele sind die Kathedrale in Sofia oder das Kloster Rila in den Bergen.

Sofia-Kirche
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Rosen-Mitbringsel

Vom Rosenöl („it’s a woman’s oil“) habe ich nur ganz wenig mitgebracht, kostet doch 1 ml in Bulgarien auch 12–16 €, dafür umso mehr Rosenwasser (echtes Hydrolat), welches ich gerne meinen Rosenbäckereien und -desserts beimenge. Bald gibt es wieder neue Rezeptideen. Neben Rosenmarmelade, Rosenhonig und Rosengelee zum Testen habe ich auch einige Kosmetika mit Rosenduft erstanden.

rosenprodukte

Weitere empfehlenswerte Rosen-Reiseziele wie das Rosarium Sangerhausen oder das Rosenfest in Bad Nauheim findet ihr hier.